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Rio Trancura – schon der Name klingt nach Unberechenbarkeit

Heute durfte ich das erste Mal in meinem Leben an einem Rafting teilnehmen, aber anstatt erstmal hinein zu schnuppern und das familienfreundliche Rafting „bajo“ zu machen, entschied ich mich natürlich gleich dafür in die Vollen zu gehen. Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien und wir hatten bestimmt 27°C – was kann es da schöneres geben, als so einen Nachmittag auf dem Fluss zu verbringen und sich von den Stromschnellen durch die Gegend werfen zu lassen?! Also machte ich mich um 14.00 Uhr auf zum Rafting „alto“. Wir wurden in der Agentur abgeholt und mit einem Van zum Rio Trancura gefahren. Wir – das heißt eine Gruppe aus 6 abenteuerlustigen Personen und zwei Guides, die uns auf unserem Rafting Ausflug begleiten sollten. Außerdem sollten sie dafür sorgen, dass wir alle gesund und munter wieder am Ziel ankommen.

Nach rund 25 min Fahrt von Pucóns Zentrum erreichten wir den Rio Trancura, wo wir mit Neoprenanzügen ausgestattet wurden, in die wir uns in den dort vorhandenen Umkleidekabinen hineinzwängen konnten. Den Rest unserer Sachen konnten wir dort einschließen, weil dieser Platz auch gleichzeitig unser Endpunkt sein sollte. In die Neoprenanzüge eingepackt brachte uns der Van noch ein Stück weiter flussaufwärts. Am Startpunkt angekommen wurden wir noch mit der Sicherheitsausrüstung (Helm und Schwimmweste) ausgestattet und es gab es noch eine Allgemeine- und eine Sicherheitseinweisung für das Raften. Dann ging es auch schon los.

Unser Guide, Miro, übte – an dieser noch sehr ruhigen Stelle – zuerst mit uns die Kommandos. Er saß ganz hinten im Raft, um zu steuern und den Überblick zu haben. Der zweite Guide begleitete uns in seinem Kajak. Durch die gemeinsam erlernten Kommandos wurde das Teamgefühl immer stärker und wir näherten uns bald der ersten Stromschnelle.

Diese war noch einfach, was gut war, um ein Gefühl für die Gewalten des Wassers zu bekommen. Doch nach der nächsten gab es kein Erbarmen mehr. Wir wurden nur so durch die Wellen und zwischen den Steinen hin und her geschleudert – das Wasser spritze und der Adrenalinspiegel stieg! Ein riesen Spaß!

Mit jeder Stromschnelle, die wir passierten, stiegen die Euphorie und das Gruppengefühl im Raft – niemand konnte es abwarten die nächste Herausforderung anzunehmen!

Und so kam es ziemlich überraschend, dass wir auf einmal das Raft verlassen sollten – die folgende Stromschnelle wäre wohl zu eng fürs Raft gewesen. Ob das der wirkliche Grund oder einfach nur eine Ausrede war und gute Gelegenheit war, uns aus dem Raft zu bekommen, weiß ich bis jetzt nicht. Aber auf einmal fand ich mich auf einer etwa 5m hohen Klippe wieder, von der ich ins reißende Wasser springen sollt – völlig verrückt. Neben mir der Wasserfall, 100m entfernt eine Steinpartie und das Wasser sah alles andere als still aus – aber ohne drüber nach zu denken sprang ich in die Tiefe! Ohne den hohen Adrenalinspiegel vorher hätte ich das wohl nicht gemacht – doch es war ein wahnsinniges Gefühl! Einfach nur großartig – während des Eintauchens fühlte man das reißende Wasser überall um sich herum, wie es zerrt und zieht. Doch es war kein Problem zurück zum Raft zu gelangen. Ich war so unendlich stolz auf mich nicht gekniffen zu haben und mein Körper bestand förmlich nur noch aus Adrenalin.

Danach kamen noch einige sehr gute, sehr fordernde Stromschnellen – doch viel zu schnell kamen wir dann am Zielpunkt an. Alle unheimlich glücklich und mit einem Grinsen im Gesicht, das wohl den gesamten Tag bei niemandem verschwunden ist.

Wir wurden am Ziel mit Keksen und Saft begrüßt, um uns von der wilden Fahrt zu erholen und etwas zu stärken, zogen uns um und machten uns auf den Weg zurück nach Pucón.

 

Das war so ein atem(be)raubendes Erlebnis und wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich raften gehe. Über ein Rafting „bajo“ werde ich mir aber wohl keine Gedanken mehr machen.