Vulkan Villarrica – rauf auf den aktivsten Vulkan Südamerikas

Leider ist der Vulkan Villarrica seit dem 6. Februar 2015 für Exkursionen gesperrt. Und spätestens seit dem 3. März 2015 wissen wir auch warum: seine Aktivität stieg und stieg und stieg, bis es dann final Anfang März zum Ausbruch kam! Trotzdem möchte ich euch gerne erzählen, wie ich die Besteigung des nun vermutlich aktivsten Vulkans im Januar 2015 erlebt habe.

Gleich zu Beginn meines Praktikums in Pucón hat sich mir die einmalige Gelegenheit geboten, den Vulkan Villarrica zu bestiegen. Und die wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Klar habe ich zu Beginn etwas gezweifelt, schließlich ist der Vulkan Villarrica 2.847 Meter hoch und gehörte auch bereits Anfang des Jahres mit zu den aktivsten Vulkanen Südamerikas. Und ich kam grade aus einem 3,5 wöchigen Kuba-Urlaub, in dem ich ganz sicher keine Berge erklommen habe. Dennoch habe ich diese Herausforderung angenommen. Und es hat sich gelohnt kann ich euch sagen!!!
Die Vorbereitungen für die Vulkanbesteigung beginnen schon einen Tag zuvor. Bei Summit wurde mir – und natürlich auch jedem anderen Teilnehmer – eine wind- und wasserdichte Überziehhose sowie Jacke und spezielle Wanderschuhe zur Verfügung gestellt. Die galt es anzuprobieren, damit am Tag des Ausflugs kein unnötiger Stress mehr entsteht. Außerdem wurde mir von Suzi noch ein Merkzettel mit auf den Weg gegeben, ein Alkoholverbot für den Abend ausgesprochen und Pasta als Abendessen empfohlen. Schließlich sollte ich fit und gut gestärkt am nächsten Morgen auf den Vulkan steigen können. Und viel Energie brauchte ich definitiv!
Am Morgen des Aufstiegs habe ich gegen 6:00 Uhr mein Reiseproviant gepackt (Wasser, Sandwich, Schokolade (überlebenswichtig!!), Obst. Hauptsache Nahrung mit viel Energie) und mich auf den Weg gemacht. Für 6:30 Uhr war das Treffen angesetzt. Unsere Ausrüstung stand schon individuell für jeden Teilnehmer zusammengestellt in Boxen bereit. Insgesamt bestand sie aus den bereits anprobierten Wanderschuhen, der Überziehhose und Jacke, Gamaschen, Eispickel, Steigeisen, Handschuhen, Tellerschlitten und einem Rucksack. Schuhe und Gamaschen haben wir bereits vor Ort angezogen, alle weiteren Utensilien sowie Proviant haben wir in den Rucksäcken verstaut oder in unseren Boxen zurückgelassen. Gegen kurz vor 7 haben wir uns dann im Van auf den Weg zur Talstation des Vulkans gemacht. Wir mussten uns ganz schön beeilen damit wir noch aus dem Ort rauskamen, denn es war der Tag des Iron Man in Pucón und ab 7 Uhr wurden sämtliche Straßen der Innenstadt gesperrt. Aber es hat alles reibungslos funktioniert. Nach einer etwa 30 minütigen und mitunter sehr holprigen Fahrt sind wir am Skizentrum angekommen. Dort sind wir mit einem Sessellift chilenischer Bauart (sehr interessant wenn man sonst nur die modernen Skilifte aus Österreich kennt) etwa 400m höher zur Schneegrenze gefahren, wodurch uns eine weitere Stunde Aufstieg erspart wurde. „Wir“, das sind übrigens 12 Teilnehmer begleitet von 4 erfahrenen und vor Energie sprühenden Tourguides.
Auf einer Höhe von etwa 1.800 Metern begann nun unser Aufstieg auf den Vulkan Villarrica. Bei der Endstation des Sessellifts haben wir mit Hilfe unserer 4 Guides die restliche Ausrüstung angelegt und – ganz wichtig – das Gesicht noch einmal ordentlich mit Sonnencreme eingecremt. Die ersten Schritte im Schnee mit den Steigeisen an den Füßen und dem Eispickel in der Hand waren noch etwas ungewohnt, aber dank der guten und anschaulichen Erklärungen von Claudio hat sich das bald gelegt. Nach etwa 30 Minuten Aufstieg haben wir die erste Pause eingelegt, in der getrunken, gegessen und wiederholt das Gesicht eingecremt wurde. Das sollte die Routine jeder Pause werden. Von diesem Punkt aus konnte ich bereits etwas sehen, das aussah wie ein Gipfel. Leider war das weit gefehlt. Dieser „Gipfel“ war ein Plateau und der Ort für unsere zweite Pause. Von dort aus hatte man einen einmaligen Blick ins Tal und auf den See Villarrica und Claudio hat uns in jeder Pause viel über die Geologie des Tals und die Geschichte des Vulkans erläutert. So habe ich zum Beispiel erfahren, dass der Name des Vulkan Villarrica in Mapudungun (der Sprache der Mapuche) „Ruca Pillan“ ist, was so viel wie „Haus des Geistes“ heißt.
Nach dem immer gleichen Verfahren essen, trinken, Sonnencreme, ging der Aufstieg weiter. Mein Atem ging zu diesem Zeitpunkt schon schneller, die ersten Ermüdungserscheinungen stellten sich ein. Nicht so bei unseren Guides. Die sind neben uns den Berg hochgelaufen (wirklich gelaufen!), wieder runter, nach rechts, nachgefragt wie es uns geht, gesungen. Unglaublich! Diese Energie und gute Laune hat uns glaube ich allen geholfen weiterzugehen. Denn spätestens nach der dritten Pause war bei mir nicht mehr an singen zu denken. Ich habe mich so erschöpft gefühlt dass mich nur noch die Schokolade am Leben hielt und ich war froh, wenn ich in einheitlichem Tempo und mit kleinen Schritten den Anderen hinterhertrotten konnte. Dieser Abschnitt zwischen Pause 3 und 4 war für mich der Anstrengendste, denn wir waren schon seit einer gefühlten Ewigkeit unterwegs und noch immer nicht am Ziel. Dann hat allerdings der Ehrgeiz zugepackt, schließlich wollte ich unbedingt den Gipfel erreichen! Hier, im letzten Abschnitt des Berges, war alles nur eine Sache des Kopfes.
Und dann, nach etwa 4 Stunden Wanderung, standen wir oben. Was für ein Gefühl! Ich stand neben dem Krater eines aktiven Vulkans auf einer Höhe von 2.847 Metern und habe den ganzen Weg allein zurückgelegt! (ja, ich weiß, rational gesehen war es nicht der ganze Weg, zu dem Zeitpunkt war mir das aber egal). Wir haben sogar versucht einen Blick in den Krater zu werfen, die Schwefeldämpfe machten das Atmen dort aber so gut wie unmöglich. Und wie Claudio uns erklärte kann man die Lava schon seit etwa 4 Jahren nicht mehr sehen. Was man allerdings super sehen konnte war ein Teil der Region Araucanía, mit dem See Villarrica und Pucón zu unseren Füßen und weiteren Bergen und Vulkanen in der Ferne.
Nach einer ausgiebigen Pause und der immer gleichen Routine essen, trinken, Sonnencreme, haben wir uns an den Abstieg gemacht. Der „Abstieg“ war allerdings eher ein „Abrutschen“, denn wir haben uns einfach auf den Hintern gesetzt und sind in einer Art Fahrrinnen den Vulkan hinuntergerutscht. Das war wirklich die mit Abstand längste Rutschpartie, die ich je gemacht habe! Die Ausgelassenheit der Gruppe zu dieser Zeit war kaum zu überhören!
An der Schneegrenze angekommen mussten wir doch noch ein Stück zu Fuß zurücklegen, bis wir dann alle erschöpft aber überglücklich am Van angekommen sind.
Zurück in der Agentur gab es ein wenig Saft und Obst zur Stärkung und ich bin mir zu diesem Zeitpunkt sicher: dass war zwar ein super anstrengender, aber dafür auch der beste Start, den ich mir für meine Zeit hier wünschen konnte!